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Spielerisch-experimentelle Übungseinheit am 08.06.2011 auf dem Grundstück der Technischen Universität Dresden

An einem sonnigen Tag kamen einige Menschen, insbesondere Kunst- und Theaterpädagogen, zusammen, um Übungen für Performance-Kurse durch eigenes Ausprobieren kennenzulernen.
Häufig stellt sich für Kunstlehrer die Frage, wie man Schüler an die performative Praxis heranführt. Wenn die gemeinsam arbeitende Gruppe das erste Mal zusammentrifft, empfiehlt es sich, mit Kennlernübungen zu beginnen.
Dazu eignet sich beispielsweise das Fragespiel, in dem man durch gegenseitiges Fragen etwas über den anderen erfährt und gleichzeitig durch körperliche Nähe die Scheu voreinander verliert. Hier rüsten sich alle mit einem Stift und einer Rolle Kreppband. Dann stellt man immer einer anderen Person eine Frage, schreibt dessen Namen und seine Antwort auf einen Kreppbandstreifen und klebt diesen Streifen an den Mitspieler. Am Ende ergeben sich durch dieses Spiel interessante Antwortcluster, mit denen man weiter arbeiten kann.

Fotos Fragespiel

Ein weiterer Bereich, aus dem wir Übungen erprobt haben, ist die Vertrauensbildung. Will man performativ arbeiten, kommt man nicht umhin, für gegenseitiges Vertrauen in der Gruppe zu sorgen. Die Übungen sollen den Performern bei der körperbetonten und herausfordernden Performance-Arbeit helfen, anderen Vertrauen zu schenken, jedoch auch das Vertrauen eines anderen zu genießen. Um diese Balance zu trainieren, stellten wir uns im Kreis auf und reihum ließ sich die Person in der Mitte in die schützende Wand der Gruppe fallen. Dies erfordert viel Mut und gleichzeitig Bereitschaft der Gruppe, den in der Mitte stehenden Mitspieler sanft aufzufangen und in eine andere Richtung zu stupsen.

Fotos Steife Puppe

Gleiches gilt für die Übung „Förderband“. Auch hier steht reihum ein Mitspieler im Zentrum. Er oder sie legt sich auf den Boden und wartet mit geschlossenen Augen darauf, dass die um ihn herumstehenden Personen sanft anheben. Ein besonders schönes Gefühl der Leichtigkeit und Geborgenheit entsteht, wenn man ihn sanft hoch und herunter schweben lässt, bevor er abgesetzt wird und der nächste Mitspieler an der Reihe ist.

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Die Performance-Arbeit ist meist sehr ungewohnt für erstmalige Teilnehmer. Dementsprechend sollten die Übungen damit beginnen, dass die Mitspieler sich in einer sicheren Atmosphäre frei und locker fühlen können, dass sie ihre Blockaden und Hemmungen überwinden. Niemand kann von unvermittelt seinen Alltag abschütteln und die Kreativität auf Knopfdruck sprudeln lassen. Der Lehrer muss den Teilnehmern zuallererst einmal die Chance geben, anzukommen. Zur Lösung von Steifheit und Verkrampfungen sind daher körperorientierte Übungen sehr gut geeignet.
Bei der Übung „Komm hoch“ setzen sich die Mitspieler Rücken an Rücken und versuchen sich mit gemeinsamer Kraft vom Boden abzustoßen und aufzustehen.

Noch mehr Spaß brachte uns die Übung „Auf den Bus warten“. Hier besteht die Kunst darin, sich synchron auf den Schoß des Hintermannes zu setzen. Dies kann man in einer Reihe oder, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, im geschlossen Kreis probieren.


Des weiteren haben wir Übungen durchgeführt, die die Körperspannung trainieren und sich generell zum intensiven Erleben der eigenen Körpergrenzen eignen. So haben wir beispielsweise versucht, die absolute Körperspannung die kleinstmögliche Auflagefläche zwischen zwei Stühlen zu finden und sind blind gegen eine Wand gelaufen, um räumliche Abstande non-visuell wahrzunehmen.

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Anschließen könnte man Einheiten, die sich auf die Stimme und Sprache, unterschiedliche Bewegungsformen, den Raum und diverse Materialien konzentrieren.
Wir lachten viel an diesem Tag und lernten einiges über unsere Mitspieler und unsere eigenen Körper. Außerdem lassen sich viele der Übungen zu größeren performativen Handlungen weiterentwickeln und schließlich zu künstlerischen Performances führen.
Bei all den Aufgaben wurde die Lust an der performativen Arbeit spürbar und sie regen zum Weiterarbeiten an…

 

Autorin: Franka Daneck